Nach Teil I folgt jetzt der zweite Teil des Artikels „Totalitäre Eltern-Kind-Kultur, Bindungspsychologie und aufgeklärte Fachlichkeit“.
Erkenntnisse der Bindungspsychologie sind populär geworden. Immer wieder wird die Wichtigkeit der Bindung des Kindes an die Mutter betont. Die Beobachtung des Bindungsbedarfs eines Kindes führt jedoch in der Regel zu einer Sichtweise, die der leiblichen Mutter eine absolute Position zuspricht. „Ein Kind braucht seine Mutter (seinen Vater)“, wird häufig konstatiert. Folgt man dieser verkürzten Sichtweise, wird aus der Kind-Mutter-Bindung ein geschlossenes System. Wäre die Mutter-Kind-Bindung jedoch geschlossen, könnte ein Kind niemals selbständig laufen lernen, niemals in den Kindergarten, in die Schule gehen, niemals ein selbständiges er-wachsenes Leben führen.