Im zweiten Teil ihres Artikels zu Gerechtigkeit zeigt Andrea Günter auf, dass, um Gerechtigkeit zu denken, es nötig ist, Stereotype zu dekonstruieren und relational zu denken.
Es war auch schon Platon, der darauf bestand, Gerechtigkeit als eine spezifische Denktätigkeit zu verstehen. Um dies zu illustrieren, wählt der die Kritik an der Behauptung einer Geschlechternatur. Er selbst markiert es als etwas Unglaubliches, dass seine Überlegungen über Gerechtigkeit ihn zu den Aussagen führen, Frauen können genauso Sport treiben, nämlich nackt, außerdem genauso einen Staat führen wie Männer. Nachdem er auf diese Aussagen gekommen ist, wollen seine irritierten, ihm grundsätzlich wohlgesonnenen Freunde genauer hören, wie er seine Position erklärt. Es ist diese Nachfrage, die Platon anfangen lässt, erkenntnistheoretische Zusammenhänge auszuführen. Zuvor hatte er schon angeführt, dass Verweise auf die Natur von Frauen und Männern willkürlich sind, ihre gesellschaftlichen Rollen entlang ihrer individuellen Begabungen zu bestimmen sind und hierfür darauf geachtet werden muss, welche Fähigkeiten sie ausbilden müssen, um die Zwecke (also nicht die Natur), denen sie sich widmen wollen und können, verfolgen zu können